|
Transalp-Blog
Mit dem Rennrad von Nizza nach Triest
vom 10.08.2007 bis 25.08.2007
|
|
Das Höhenprofil der gesamten Tour:
>> Bild vergrößern
Download der gdb-Datei für Garmin GPS-Geräte (gezipt): |
 |
Download der kml-Datei für Google Earth (gezipt): |
 |

Nizza Flughafen
10.8.2007:
Alles Prima
Um kurz nach 12 Uhr lande ich mit dem fast ausgebuchten Flieger von Air Berlin in Nizza. Am Gepäckband kommt als erstes mein Rad daher, unversehrt. Der minimalistische Schutz war ausreichend, ich hatte lediglich den Rahmen mit Luftpolsterfolie umwickelt, die Pedale abmontiert und den Lenker um 90° gedreht. Bis das Bike einsatzbereit ist vergehen ca. 30 Minuten, in denen überwiegend der Jetset den Flughafen verlässt. |
|

Höhhenprofil vom 1.Tag: Nizza -> Saint Etienne de Tinée
10.8.2007:
1.Tag: Pannenserie (92km - 1250Hm)
Nizza (0m) -> Saint Etienne de Tinée (1170m)
Nach den ersten 10km macht es ein kurzes "Zisch" und die Luft im Hinterreifen ist raus - ein Durchschlag von einem Schlagloch. Der Schlauch ist schnell geflickt und wieder aufgepumpt, es kann weiter gehen. Nach weiteren 10km das gleiche wieder, nun aber gleich ein doppelter Durchschlag von einem Stein, jetzt pumpe ich mir mit 250 Pumpenhüben die erste Blase in der Handfläche. Ich gehe nun davon aus zu wenig Luft im Reifen zu haben, für den Flug musste ich wegen der veränderten Druckdifferenz auf Flughöhe Luft aus den Reifen lassen, welche ich zwar wieder nachgepumpt hatte, doch wie es scheint zu wenig. Nun komme ich schon doppelt so weit. Nach insgesamt 40km fahre ich mir einen - na was schon - einen Durchschlag. Den letzten Flicken vom Flickzeug hebe ich mir lieber auf und montiere meinen neuen Ersatzschlauch. Nun bin ich kurz davor zu übersäuern, nicht etwa in den Beinen, nein, in den Armen! 500 Pumpenhübe hau ich in den neuen Schlauch hinein. Leicht genervt geht es weiter, mit ständig konzentriertem Blick auf die Straße, um Steinen und Schlaglöchern rechtzeitig ausweichen zu können.
Nach etwa 50km, nein, kein Durchschlag, sondern ein brennender Berg. Es fliegt ein Heli und zwei Löschflugzeuge im Dauereinsatz um die Sache einzudämmen. Die Rauchfahne ist gute 20km lang, wird aber zum Glück nicht ins Tal gedrückt.
Nach über 90km und etwa 1250Hm komme ich in Saint Etienne de Tinée an - ein Pannentag. |
|

Walbrand kurz nach Bonson
|
|

Höhenprofil vom 2.Tag: Saint Etienne de Tinée -> Saint Marie de Vars
11.8.2007:
2.Tag: Königsetappe (77km - 2500Hm)
Saint Etienne de Tinée (1170m) -> Cime de Bonette (2802m) -> Jausiers (1220m) -> Cole de Vars (2111m) -> Saint Marie de Vars (1640m)
Eins vorneweg, heute keine Panne!
Das am Vortag auf dem Grill gekitzelte Fleisch (innen roh) hat mein Magen gut weggesteckt, so kann es aufgehen zum höchsten Pass der Alpen - dem Cime de Bonette (2802m über NHN). Die Beine spielen mit und ich muss mich eher etwas Bremsen um nicht gleich am zweiten Tag zu viele Körner zu verlieren. Oben angekommen ist es dann doch recht frisch, obwohl wir Königswetter haben. So wird schnell geknipst und für die lange Abfahrt die Bein- und Armlinge angezogen. Es geht runter bis auf 1220m und zur Belohnung wird erst mal ausgiebig gegessen (diesmal kein rohes Fleisch).
Der zweite Pass des Tages geht dann schon wesentlich schwerer, die Höhenmeter in den Beinen machen sich stärker bemerkbar als ich dachte. So werden die letzten Meter hinauf zum Col de Vars auf 2111m eine Quälerei.
Beim abfahren entschließe ich mich nicht bis ins Tal zu fahren, sondern finde ein kleines Hotel in Saint Marie de Vars. |
|

Höchster Pass der Alpen - Cime de la Bonette (2802m)
|
|

Höhenprofil vom 3.Tag: Saint Marie de Vars -> Auberge Les Amis
12.8.2007:
3.Tag: Schonfrist (82km - 1950Hm)
Saint Marie de Vars (1640m) -> Risoul (1020m) -> Col d'Izoard (2361m) -> Briancon (1321m) -> Auberge Les Amis (1700m)
Heute war eher ruhiges Strampeln angesagt. Zuerst einmal gute 600Hm bergab, dann 1300Hm hinauf zum Col d'Izoard. Langsam komme ich in Tritt, jedoch macht sich der Popolare bemerkbar (trotz Sixtus Gesässcreme) - da waren dann schon einige Kilometer im Wiegeschritt angesagt. In Briancon, der nach Davos zweithöchstgelegenen Stadt Europas (1200-1326m), habe ich dann ein kleines Sonntagsschläfchen gemacht, da ich auf die Öffnung eines Internet-Cafes warten wollte, das dann doch nicht aufgemacht hat. So bin ich erst recht spät weiter gekommen und demzufolge auch nicht mehr recht weit. |
|

Höhenprofil vom 4.Tag: Auberge Les Amis -> Val d'Isere
13.8.2007:
4.Tag: 4 Pässe und am Schluss Regen (132km - 3300Hm)
Auberge Les Amis (1700m) -> Col du Lautaret (2058m) -> Col Du Galibier (2645m) -> Valloire (1500m) -> Col du Telegraphe (1566m) -> Saint Michel (700m) -> Col de l'Iseran (2770m)
-> Val d'Isere (1840m)
Heute ist es das erste mal richtig zur Sache gegangen, 3300 Höhenmeter auf 132km. Die ersten drei sind gut gelaufen, beim letzten hat mich dann auf den letzten 4km Regen erwischt, bei kühlen 9°C. Eingepackt in die Regenklamotten ging es dann runter nach Val d'Isere.
|
|

Regen am Col du Iseran (2770m)
|
|

Höhenprofil vom 5.Tag: Val d'Isere -> Saint Rhemy en Bosses
14.8.2007:
5.Tag: Frankreich ist "gegessen" (130km - 2500Hm)
Val d'Isere (1840m) -> Séez (900m) -> Col du Petit St. Bernhard (2188m) -> Aosta (600m) -> Saint Rhemy en Bosses ((1650m)
Vom Wintersportort Val d'Isere geht es erst einmal über 25km bergab, bei Sonnenschein und 25°C.
Heute steht nur ein Pass auf dem Programm, der Grenzpass zwischen Frankreich und Italien, der Col du Petit St. Bernhard (2188m). Die Strecke ist gut zu fahren, es geht immer so mit etwa 5-6% Steigung dahin. Oben angekommen ziehen schnell dunkle Wolken auf, wie am Vortag als mich der Regen erwischte. Somit geht es schnell bergab Richtung Aosta, nach Italien. Die 55km hinunter sind schnell abgespult, es ruft schließlich Pasta und Gelatti in Aosta. Vom sonnigen Marktplatz kostet es Überwindung nochmals Höhenmeter zu machen, ich fahre bis auf 1650m und quatiere mich in einem 3 Sterne-Schuppen ein. |
|

Höhenprofil vom 6.Tag: Saint Rhemy en Bosses -> Brig
16.8.2007:
6.Tag: Die Schweiz und Gegenwind (143km - 1500Hm)
Saint Rhemy en Bosses (1650m) -> Col du St. Bernhard (2473m) -> Martigny (490m) -> Brig (670m)
Nach dem 3 Sterne-Frühstück geht es erst einmal 150Hm berab, bevor die 1000Hm auf den viel befahrenen Col du St. Bernhard (2473m) anstehen. Oben warten Millionen von Bernhardienern auf kaufwillige Eltern, ich kann der Versuchung jedoch wiederstehen (hab eh keinen Platz mehr). Der Grenzpass zwischen Italien und der Schweiz hält mich nicht lange auf, denn im Tal warten 80km in der Ebene auf mich. In der ersten Ortschaft (Martigny) bläst mir dann schon strammer Gegenwind ins Gesicht, der bis zum Ende des Tals nicht schwächer wird. So schaffe ich mein gestecktes Tagesziel, den Talort des Nufenenpasse, nicht mehr und schlafe somit in Brig. |
|

Höhenprofil vom 7.Tag: Brig -> Münster
16.8.2007:
7.Tag: Ein Tief und ein halber Tag Pause (33km - 800Hm)
Brig (670m) -> Münster (1400m)
Heute hätte ich zwei bis drei Pässe vorgehabt, doch nachdem ich kurz vor dem Beginn der Zufahrt zum höchsten Pass der Schweiz, dem Nufenenpass, stehe, hat sich das Wetter zugezogen und die Wolkengrenze bis auf etwa 2000m abgesenkt. Die Passhöhe wäre auf 2478m, das hieße gute 500Hm im Nebel bei frischer Temperatur. Ich entschlie?e mich den restlichen Tag als Ruhetag zu nutzen, da ich von der Planung her recht gut liege. |
|

Höhenprofil vom 8.Tag: Münster -> Flims
17.8.2007:
8.Tag: Beine vom Ulle (134km - 3150Hm)
Münster (1400m) -> Nufenenpass (2478m) -> Airolo (1180m) -> Sankt Gotthard Pass (2091m) -> Andermatt (1440m) -> Oberalppass (2046m) -> Ilanz (700m) -> Flims (1110m)
Heute ist es trotz kühler Temperatur gut gelaufen. Der erste der drei Pässe, der Nufenenpass (2478m), ist der höchste Pass der Schweiz und erfreulicherweise nicht stark befahren. Da sieht es beim Gotthard schon anders aus, da fahren viele nicht durch den Gotthardtunnel sondern über den Pass auf einer Schnellstrasse. Die habe ich beim hochfahren nicht gewählt, sondern bin auf der "alten" Gotthardstrasse geblieben, die größtenteils GEPFLASTERT ist! Das hat zwar ein paar Körner mehr gekostet, war aber ein Erlebnis. Der letzte Pass war dann mit 600Hm schnell geschluckt, genauso wie die lange Abfahrt bis nach Ilanz. |
|

Die alte, geplasterte Gotthardstrasse
|
|

Höhenprofil vom 9.Tag: Flims -> Stilfser Joch
18.8.2007:
9.Tag: Nur die Harten kommen in den Garten (150km - 4350Hm)
Flims (1110m) -> Tamis (600m) -> Thusis (700m) -> Tiefencastel (850m) -> Albula Pass (2315m) -> Zernez (1490m) -> Ofenpass (2149m) -> Santa Maria (1400m) -> Umbrail Pass (2503m) -> Passo dello Stelvio (2758m)
So, heute habe ich mal Druck auf die Pedale geben können, da alles gepasst hat, das Wetter, die Temperatur, das Sitzfleisch und natürlich die Beine. Resultat des heutigen Tages sind stolze 4350 Höhenmeter auf 150km und eine Bergankunft am Stilfser-Joch auf 2758m. Schlafen werde ich auch auf dieser Höhe, mal sehen ob der Puls in der Nacht recht weit runter gehen wird.
Hoffentlich rauscht in der Nacht kein Tief daher, sonst kann ich in der Früh gleich mal die Winterrreifen aufziehen (gell Thomas)! |
|

Höhenprofil vom 10.Tag: Stilfser Joch -> Vigo di Fassa
19.8.2007:
10.Tag: Pasta und Dolomiten (145km - 1600Hm)
Passo dello Stelvio (2758m) -> Meran (320m) -> Bozen (270m) -> Karerpass (1752m) -> Vigo die Fassa (1440m)
In der Nacht am Stilfser-Joch auf 2758m habe ich recht gut schlafen können, auch das Wetter in der Früh war ganz gut. Warm eingepack habe ich mich dann auf die lange Abfahrt begeben, unzählige Kurven geht es hinunter ins Tal und dann immer leicht abschüssig an Millionen von Obstbäumen vorbei. So sind die 100km bis Bozen recht leicht gefallen, unter anderem weil man nur die Hand ausstrecken musste um einen Apfel oder eine Birne als "Zwischendurchkost" zu geniessen. In Bozen gab es dann Pasta und ein kurzes Nickerchien.
Auf dem Weg zum einzigen Pass am heutigen Tag hat mich zum Glück das anstehende Gewitter nicht erwischt. Habe es dann von der Passhöhe noch ein wenig runter rollen lassen um dann in Vigo de Fassa ein Bett zu beziehen. |
|

Höhenprofil vom 11.Tag: Vigo di Fassa -> Cortina
20.8.2007:
11.Tag: Regen und Schnee (67km - 1700Hm)
Vigo die Fassa (1440m) -> Passo Pordoi (2239m) -> Andraz (1430m) -> Passo Falzarego (2105m) -> Cortina (1230m)
Um 4 Uhr in der Früh werde ich von einem Gewitter wach, es fängt an zu regnen. Erst Mittag hört es auf und ich steige gleich in die Pedale um wenigstens noch bis nach Cortina zu kommen. Am Passo Pordoi, auf 2239m liegt schließlich Schnee und es ist unangenehm kalt bei 6°C. Also nichts wie weiter. Am zweiten Pass, dem Passo Falzarego (2105m) hat es zwar nicht geschneit, doch es fängt wieder an zu regnen. Bis nach Cortina geht es zwar nur noch bergab doch während der Abfahrt werde ich schön durchgewaschen. Jetzt ist erst mal Pause angesagt. |
|

Höhenprofil vom 12.Tag: Cortina -> Lienz
21.8.2007:
12.Tag: Im Regen Kilometer machen (78km - 450Hm)
Cortina (1230m) -> Lienz (690m)
Zum heutigen Tag ist nicht viel zu sagen. Habe bis 15 Uhr gewartet und gehofft es höre auf zu regnen - denkste. Dann bin ich im Regen bis nach Lienz gestrampelt, zum Glück ging es über keinen Pass sondern überwiegend bergab. Es kann nur noch besser werden. |
|

Höhenprofil vom 13.Tag: Lienz -> Radstadt
22.8.2007:
13.Tag: Großglockner und Wiener Schnitzel (146km - 3100Hm)
Lienz (690m) -> Iselsbergpaß (1204m) -> Winklern (890m) -> Hochtor (Großglockner) (2504m) -> Bruck (790m) -> Sankt Johann im Pongau (570m) -> Wagrain (940m) -> Radstadt (860m)
Heute war wieder ein durchwegs sonniger Tag, auch am Hochtor am Großglockner auf 2504m. Die Passhöhe war allerdings eine harte Nuß, denn ab der Ortschaft Heiligenblut geht es gute 15km mit 10-12% Steigung bergauf, da hat der Paule ganz schön geblasen. Zur Belohnung habe ich mir dann aber ein Wiener Schnitzel genehmigt, bei Sonnenschein und Blick auf den Glockner. So gestärkt war die restliche Strecke, auch mit der Schlusshügel nach Radstadt leicht zu fahren.
...ab jetzt geht es nur noch Richtung Süden, nach Triest. |
|

Höhenprofil vom 14.Tag: Radstadt -> Gnesau
23.8.2007:
14.Tag: Nur noch Richtung S?den (107km - 1900Hm)
Radstadt (860m) -> Obertauern (1730m) -> Presnitz (940m) -> Turracherhöhe (1763m) -> Gnesau (990m)
Alles fängt gut an, Morgens scheint die Sonne und wir haben angenehme 20°C. Bis nach Turrach, 5km vor der Turracherhöhe, ist es trocken, doch dann kommt der angesagte Regen. Ich spule mit Unterbrechungen noch gute 30km bis es mir reicht und ich ein Zimmer suche.
Für die letzten beiden Tage haben die Meteorologen gutes Wetter vorhergesagt, somit dürfte die Tour im Zeitplan beendet werden. Doch noch ist noch nicht Schluß... |
|

Höhenprofil vom 15.Tag: Gnesau -> Cormons
24.8.2007:
15.Tag: Der letzte Pass (173km - 1950Hm)
Gnesau (990m) -> Villach (500m) -> Wurzenpass (1073m) -> Kranjska Gora (800m) -> Vrsic Pass (1611m) -> Cormons (60m)
So, das Wetter passt heute, auf geht es Richtung Triest. Nach 30km, in Villach, wird noch eine kurze Pause eingelegt um in einen Internet-Cafe den Blog zu aktualisieren. Dann kommt der Wurzenpass, mit 1073m ist er zwar nicht recht hoch, aber steil! Schilder am Strassenrand deuten auf 18% Steigung hin, mein Fahrradcomputer zeigt 24% als Maximalsteigung. Das ganze wird natürlich gefahren und nicht geschoben, ich muss lediglich einmal bei einem längeren Anstieg anhalten und verschnaufen. Oben angekommen bin ich tropf nass vor Schweiß, das war der steilste Pass auf der Tour! Im Gegensatz dazu ist der Vrsic Pass (höchster Pass von Slowenien - 1611m) eher flach, die maximale Steigung von 13% wird locker genommen.
Am letzten Pass der Tour angekommen wird erst einmal Pause gemacht und es stellt sich so langsam das "Ich hab es geschafft" Gefühl ein.
Ab jetzt geht es nur noch berab. Ich strample noch bis halb acht durch und komme schließlich bis 30km vor Triest. |
|

Der letzte der FÜNF
24.8.2007:
Die höchsten Pässe von Frankreich, der Schweiz, Italien, Österreich und Slowenien sind bezwungen! |
|
25.8.2007:
16.Tag: Ab nach Triest (45km - 100Hm)
Cormons (60m) -> Triest (0m)
Es ist geschafft.
Die letzten 16 Tage auf dem Bike sind wie im Flug vergangen. Zum Glück hat das Wetter mitgespielt und ich bin ohne Sturz und Materialdefekt durchgekommen.
So sind auf 1700km 32000 Höhenmeter zusammengekommen, verteilt auf 24 Pässe.
->Nachahmung empfohlen |
|
|
|