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Etappe 8: Similaunhütte - Zufallhütte

Ötztaler und Ortler Alpen: Similaunhütte (3019m) -> Similaun (3599m) -> Heiratsantrag -> Vorderkasern (1600m) -> mit dem Taxi zur Enzianhütte (2051m) -> Zufallhütte (2264m)

Gehzeit: 5 h Hoehenprofil
Mittagspause: 1 h
Höhenmeter im Aufstieg: 850 m
Höhenmeter als Skiabfahrt: 2000 m
Download GPS-Daten: gps-data
Download kml-Datei: kml-file
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Unglaublich! Nach dem wilden Sturm am Abend vorher begrüßt uns der heutige Tag mit Fernsicht bis zu den Polkappen. Ein blauer Himmel für den sich van Gogh noch das andere Ohr abgeschnitten hätte, und wir fast allein unterwegs. Kurz nach dem tollen Frühstück auf der Similaunhütte, welches wir bewusst um 10min verlängert haben, machen wir uns auf in der frischen Spur (J) dem Bergführer mit seinen zwei Gästen zu folgen.
Es windet, aber die Sonne lässt uns viel vergessen. Wir gehen alle ohne Seil, haben aber die Gurte an, falls es schnell gehen müsste. Der Führer legt eine ausgesprochen flache und uns genehme Spur an. Wir schnaufen, deutlich die Höhe spürend. Trotzdem sind wir schnell am Skidepot angelangt, wo unsere Ski allerdings auf unserem Buckel und die Steigeisen an den Schuhsohlen landen. Mit „ich-wünsch-mir-nen-Cowboy-als-Mann“-Schritte stapfen wir in dem uns wohl gesonnenen und wenig eisigen Schnee gen Gipfel. Gemeinsam wünschen wir uns noch eine Stunde Windstille; der Gipfel hatte heute Morgen nämlich eine tolle Fahne.
Und tatsächlich, der Wind legt sich ein wenig und wir (speziell Julia und ich) wissen nicht wieso. Später stellt sich heraus, dass Paul der Réka am Gipfel einen Heiratsantrag gemacht hatte! Was für ein Ding. Klar dass da schönes Wetter und Windstille ist – da wollen doch alle zuhören. Nur Julia und ich haben es erst später erfahren.
Wir genießen den Gipfelmoment in dieser grandiosen Landschaft. Unser Blick schweift im Nordsektor über die gesamten Ötztaler, im Süden über Brenta und Adamello – ja da müssen wir noch hin, und des dort hinten ist doch der Cevedale, oder?
Aber wie es so ist. Erstmal ist das unmittelbar vor einem liegende zu erleben. Wir stehen erst am Gipfel und ich glaube Hans Kammerlander sagte schon: „Ein Gipfel gehört dir erst, wenn Du wieder unten bist, solange gehörst Du ihm“. Getreu diesem Motto machen wir uns an den abgeblasenen, zum Teil heiklen Ostabstieg hinunter auf die flache Gletscherzunge die uns in die steile Ostabfahrt bringt.
Dort halten wir uns, wie vom Hüttenwirt empfohlen ganz rechts. Wir fahren einzeln und versuchen den vehementen Bruchharsch zu crunchen und freuen uns unten über den etwas besseren Schnee. Unsere Oberschenkel pumpen, ja und Schnee hätten wir gerne bis Vorderkaser. Wir gleiten erstmal die unteren Flachstücke des oberen Teils bis in den Waldgürtel, rutschen durch diesen durch, überqueren einen Bach, drauf auf eine Almwiese im hintersten Talwinkel und biegen auf dem Fahrweg ums Eck. Tja, und schon ist der Schnee aus. Wir stehen wieder einmal auf ca. 1800m im „Grünen“. Heute ist’s uns egal. Wir hatten einen tollen Gipfel, Réka eine Heiratsantrag in der Tasche, Paul die zugehörige Zusage und wir alle die Hoffnung auf gutes Wetter für morgen.
Also erstmal die paar Kilometer zum Vorderkaser gelaufen. Dort die Rucksäcke draußen abgestellt und drinnen Spaghetti (5€ !), Kaffee und Kuchen bestellt – jeder was er will.
Wir rufen uns ein Taxi, welches uns der Wirt vom Vorderkaser empfohlen hat. Wir haben eine lange Etappe mit dem Taxi bis ins Martelltal vor uns. Die fortgeschrittene Zeit zwingt uns zur Umplanung. Wir werden heute nur noch bis zur Zufallhütte und nicht wie geplant zur Martellhütte aufsteigen. Also noch zwei Calls und wir packen draußen unsere Rucksäcke sauber. Da kommt schon das Taxi mit Hansi dem Fahrer. Der springt raus, geht auf die Wirtsstube zu, sieht Paul und mich an und sagt „ihr zwei könnts das Gepäck ins Auto laden und die Frauen schickt’s mir hinterher...“, und verschwindet im Gasthaus, wo er erstmal einen Kaffe trinkt. Na, langweilig wird die Taxifahrt nicht werden. Hansi tauscht mit den Wirtsleuten erstmal die Neuigkeiten aus, die hier im Winter sicher nur Tröpfchenweise ins hintere Ende des Pfossentals gelangen. Aber unseren ungeduldigen Gesten kann er wohl entnehmen, daß wir keine Lust haben bei Dunkelheit auf die Hütte zu steigen. Wir kraxeln ins Taxi und Hansi fährt und redet, fährt und redet...
Wichtig für uns war eigentlich nur die eine Aussage: „Ja bei dem Wind wir er heute isch, da wird das Wetter net schlecht, außer in die Berg droben, da könnt’s natürlich scho mal schneien oder regnen, aber i kenn mi ned aus – I geh ja ned ind Berg“. Alles klar! Ist ja auch egal, Hauptsache er findet das Martelltal. Und dies tut er. Wir steigen im Abendrot der hohen Gipfel die paar hundert Höhenmeter zur Zufallhütte auf, begegnen einer Gruppe einheimischer Wanderer, die sich gegenseitig stützend, mit weit aufgeknöpften Hemden und Jacken versuchen sich ins Tal zu bugsieren. Wohl gemerkt, dass wir um unsere Mützen und Handschuhe wirklich froh sind.
Aufgrund der geringen Aufstiegshöhenmeterbelastung von heute, fühlen sich Paul und ich hingerissen die letzten HM zur Hütte einen „Bergwertungswettbewerb“ zu machen. In wild schnaubenden Sprint kann ich ihn um ein paar Meter abhängen – also hätte ich eigentlich die Nacht mit der Braut gewonnen... Ok, Réka hat auch noch ein Wörtchen mitzureden.

Wir kommen auf der Zufallhütte an, werden vom heftigen Skischuhfußkäseduft im großen Vorraum empfangen. Dieser entströmt ca. 100 Paar Skischuhen die auf diesen geheizten Gärstangen im Verteilkorridor der Hütte hängen. Nach kurzem Fragen werden wir umgehend aufgefordert am Halbpensionsabendessen teilzunehmen. Wir sitzen exponiert am letzten Tisch kurz vor der Tür. Die Hütten“susi“ hat hier fast schon hochhackige goldene Schühchen und einen Blusenausschnitt der wohl auf die uns zu erwartenden Gletscherspalten hinweisen soll. Schillernde Gestalten begleiten uns somit auch bis in diese Höhe. Der Service ist warm und herzlich – kein Hinweis auf das was uns erwarten wird. Das Essen ist toll, Paul gibt einen aus (Julia und ich wissen immer noch nicht wieso), wir schauen nur kurz auf die Karte (morgen wird’s ja eh schön – ein fataler Fehler wie sich morgen rausstellen wird...) und beschließen bereits um 21:30 Uhr in die Kojen zu verschwinden. Unsere stinkenden Turnschuhe verpesten vor unserem Lager zusammen mit unseren restlichen Klamotten das Gangklima. Egal, besser als im Lager und trocknen tun diese draußen auch besser.
Ich denke es war meine unruhigste Nacht. Komische Träume von wilden Gestalten, mit lauten Gesprächen, Knoten hin und her, Felle und Ski wachsen, Rucksäcke die nicht richtig sitzen. Aber auch solch eine Nacht hat ein Ende.

Autor: Wolfgang Leistner weiter zur nächsten Etappe >>


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Etappe 1: Eschenlohe - Garmisch
Etappe 2: Garmisch - Kühtai
Etappe 3: Kühtai - Winne- bachseehütte
Etappe 4: Winnebach- seehütte - Sölden
Etappe 5: Sölden - Vernagt-Hütte
Etappe 6: Vernagt-Hütte - Hochjoch Hospiz
Etappe 7: Hochjoch Hospiz - Similaunhütte
Etappe 8: Similaunhütte - Zufallhütte
Etappe 9: Zufallhütte - Cogolo
Etappe 10: Cogolo - Breguzzo
Etappe 11: Breguzzo - Garda